25.01.2014

Sampling pu-erh.sk: Shu Tuocha 2003

Here we get back to another sample from the generous parcel sent by Peter.
It is Winter time, so either aged sheng or shu are the teas of choice according to ancient Chinese lore (or what is considered such in the western bloggosphere). Well, here I've got in one sample both aged tea and shu: Shu Tuocha 2003
Hier nun die Besprechung einer weiteren Teeprobe aus dem großzügigen Päckchen von Peter. Es ist Winter, also sind alter Sheng oder Shu die Tees, welche überlieferte chinesische Weisheit (oder das, was die westliche Bloggosphäre dafür hält) für die Jahreszeit empfiehlt. Nun, jetzt geht es an eine Probe, die sowohl alt als auch Shu ist: Shu Tuocha 2003


The leaves in my chunk of a tuo are a mix of dark brown and russet leaves which look rather intact and are clearly discernible as individual leaves. Do you know (and dread) those shu teas which look like pulp compressed into one homogenous tuo/bing/zhuan? Thank heaven this tea looks like it has been produced to higher standards. My nose doesn't detect the typical smell of shu - no trace of fish pond, compost heap or other smells which accompany poorly made shu. Seems the years of storage (apparently not too wet) have aired out the tea sufficiently. There is just a hint of old leather - but from time to time I find that in aged sheng too.
Die Blätter in meinem Brocken des Tuo sind eine Mischung aus dunkelbraunen und rostfarbenen Blättern, die sehr gut erhalten wirken und klar voneinander abgegrenzt sind. Kennt (und verabscheut) auch Ihr diese Shu Tees, die wirken als sei irgendein weichgekochter Brei zu einem homogenen Block gepresst worden? Zum Glück sieht dieser Tee so aus, als sei er deutlich besser produziert worden. Meine Nase stellt nicht den üblichen Shu-Geruch fest: weder Fischteich Mief noch Kompostgestank, wie man sie bei Billigshu oft findet. Es scheint, dass die Jahre der Lagerung (vermutlich nicht zu feucht) dem Tee genug Zeit zum Auslüften gegeben haben. Da ist nur so eine Ahnung von altem Leder - aber den Geruch finde ich auch oft bei altem Sheng.


With the tea being both aged and shu, I rinsed it twice just to be on the safe side. Still, when I poured the first "real" infusion, it ended up quite light in the cup and absolutely clear. Sometimes I have shu which is so strongly fermented that it is cloudy during the first infusions. Not this one! During subsequent infusions it got darker as the nuggets of the tuo loosened up in my gaiwan.
Weil ich hier sowohl "gealtert" als auch "Shu" habe, wurde der Tee zweimal gespült, um auf Nummer Sicher zu gehen. Der erste Trinkaufguss landete völlig klar und erstaunlich hell in der Tasse. Manche Shu kommen so trübe in die Tasse, dass ich annehme, zu starke Fermentation habe die Blätter so geschwächt, dass sich kleine Feststoffe vom Blatt abtrennen. Nicht bei diesem Tee! Im Lauf folgender Aufgüsse wird der Tee dann zunächst dunkler, während sich die Nuggets des Tuo im Gaiwan lösen.


What about the taste? There is the warm impression of aged leather. And a chalkiness which I find in shu of the smooth and mellow type. But behind both of these typical attributes of shu I find something else: a taste of spinach - the way my mother cooks it. There is a very earthy vegetable flavour with a pronounced sweetness (my mother adds breadcrumbs to spinach which makes it sweeter) and a fine spiciness (spinach is only good spinach if you add nutmeg). Just like dishes from a happy childhood, this tea warms me. Not just the warmth sliding down my throat into the belly but also a warmth in my chest, radiating to my limbs and mind.
Was ist mit dem Geschmack? Da ist der warme Eindruck von gealtertem Leder. Und eine Kreidigkeit, die ich gelegentlich in weichen und geschmeidigen Shu finde. Aber hinter diesen Shu-typischen Eigenschaften ist mehr: ein Geschmack von Spinat, wie meine Mutter ihn kocht. Dieser sehr erdige Gemüsegeschmack mit einer deutlichen Süße (meine Mutter reibt immer Zwieback in den Spinat, was eine sehr harmonische Süße gibt) und eine feine Gewürznote (Spinat ist nur wirklich Spinat, wenn man ihm Muskat gönnt!). So wie die Gerichte einer glücklichen Kindheit wärmt mich dieser Tee von innen. Nicht nur die physische Wärme, welche durch den hals in den Magen rinnt, sondern auch ein warmes Gefühl, das aus der Brust in die Gliedmaßen und das Bewusstsein strahlt.

Poor photography of a great tea
If you have read my previous ramblings, you might have found out that I like teas which dig up childhood memories. So it will not come as a surprise to you that I really like this tea. The spinach trait is something I find some aged sheng which I really love. On top of the presence of something I love there is the absence of a shu trait I detest: no fish pond.
Wer sich schon öfter durch meine Ergüsse gequält hat, weiß wie ich mich für Tees begeistere, die Kindheitserinnerungen ausgraben. Somit wird es keine totale Überraschung sein, dass mir dieser Tee ausgesprochen gut gefällt. Diese Spinatanmutung finde ich auch in alten Sheng, die ich sehr mag. Zusätzlich zu dem Vorhandensein einer geliebten Eigenschaft kommt noch die Abwesenheit einer Shu-Eigenschaften, die mir zuwider ist: umgekippter Fischteich.

This might not mean much, as I don't drink a lot of shu, but I have to say: this is the best I've ever tried! Or to phrase it in a more emotional and direct way:
I love it!
Angesichts meines sehr seltenen Shu-Konsums mag die Aussage wenig Kraft haben, aber ich muss festhalten: Dies ist der beste Shu, den ich jemals hatte. Oder um es ungewohnt kurz und bündig zu sagen:
Ich liebe ihn!

Up to trying this tea I didnt really see the point in ageing shu for many years. Okay, it takes some time to air out the unpleasant smells of wodui fermentation. But once those smells are gone, why age it any further? Hasn't accellerated fermentation exhausted the tea?
At least this one shows that it is possible to age shu in a way which yields benefits similar to good sheng.
Bevor ich diesen Tee probiert habe, sah ich nicht richtig den Sinn darin, Shu über Jahre hinweg reifen zu lassen. Okay, es dauert einige Zeit, bis die unangenehmen Gerüche der Wodui-Fermentation ausgelüftet sind, aber warum dann noch weiter reifen? Hat die beschleunigte Fermentation den Tee nicht schon ausgelaugt?
Zumindest dieser Tee zeigt, dass es möglich ist, Shu ähnlich günstig wie Sheng reifen zu lassen.


Another piece of music at the end of my review - unrelated to the tea except for the similarity in how it makes me feel.
Wieder zum Ende einer Teerezension ein Lied, das nicht das geringste mit dem Tee zu tun hat - außer dem Gefühl, das es mir gibt.



3 Kommentare:

  1. Es ist schon etwas skurril, dass ausgerechnet ein Getränk dafür sorgt, dass wir persönliche Erinnerungen ausplappern und dadurch unseren Lesern intime Einblicke in unser Leben zeigen. Ich mag es!

    AntwortenLöschen
  2. Wieso - das gehört doch zum Berufsbild eines Barkeepers, dass er sich alle Intimitäten seiner Gäste anhören muss, wenn bei ihm Getränke konsumiert werden. Tee kann auch berauschend sein - da sehe ich gar nicht so einen großen Unterschied. ;-)
    Und hoffentlich habe ich jetzt niemanden damit überrumpelt, wie freizügig ich hier von Spinat schreibe. Oder meinst du das Lied? Das berührt mich wirklich auf einer Ebene, die ich ohne die vermeintliche Anonymität des Internets wohl nicht einfach so offenlegen würde.

    AntwortenLöschen
  3. Hallo Gero,
    mit grossem Genuss habe ich Deinen Bericht zu diesem Shu gelesen!
    Solche Geschmacksnoten sind mir bisher bei Shu noch nicht untergekommen. Die Geschmacksnuancen die ich erschmecke, sind sehr oft immer die gleichen und unterscheiden sich nur in ihrer Intensität. Den ersten, grösseren Unterschied, habe ich bei den Shus von David Lee Hoffman festgestellt. Ob das wohl an der speziellen Lagerung in seiner "Pu-Höhle" liegt?
    Ein toller Bericht jedenfalls und es freut mich, dass Du so eine tolle Shu-Erfahrung machen konntest!

    AntwortenLöschen